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African Fashion Serie – Teil 3: ZAAF

Von Barbara Russ

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Mode|INTERVIEW

Fashion Entrepreneur Beatrace Angut Oola organisierte mehrere Jahre lang den Africa Fashion Day Berlin während der Berliner Modewochen. Zeitgenössisches Modedesign aus Afrika und der Diaspora wurde seitdem salonfähig. Heute ist sie Inhaberin der Kreative Agentur APYA Productions mit Sitz in Hamburg. Die Agentur hat sich im gehobenen Fashion- & Lifestyle-Segment spezialisiert, sie ist global vernetzt und international in der Modeindustrie beratend tätig. Ihre Botschaft: Afrika hat mehr zu bieten, als Baumwollanbau und Ethnoprints. Für die Serie ‚African Fashion’ half sie FashionUnited, fünf Designer mit afrikanischer Herkunft auszuwählen, deren Design reif für das internationale Parkett ist. In der ersten Folge: Abai Schulze aus Äthiopien mit ihrem Label ZAAF.

Wie kamst du zur Mode und wann hast Du Dein eigenes Label gelauncht?

Ich habe einen Background in bildender Kunst und Wirtschaft. Außerdem hatte ich immer eine Leidenschaft für innovative Mode und historisches Design, Texturen und das Gefühl Äthiopiens - all das ist ein Teil von mir. So lange ich zurückdenken kann, hatte ich immer das Bedürfnis, in mein Land zurückzukehren und dort etwas zu verändern. Als ich in der High School und im College in den USA war, verbrachte ich meine Sommerferien in Äthiopien und hatte so die Gelegenheit, für private Unternehmen und verschiedene NGOs zu arbeiten. Diese einzigartigen Erfahrungen ermöglichten mir Einblicke in verschiedene äthiopische Arbeitsbereiche und so konnte ich mich kulturell und emotional wieder mit dem Land identifizieren und aktuelle Herausforderungen erkennen. Ich habe dann meine Abschlussarbeit an der Universität über den Produktionssektor in Äthiopien geschrieben und beschlossen, dorthin zu ziehen und ZAAF zu gründen, ein Modelabel, das sich der Produktion von innovativ designten Lederwaren und –accessoires verschrieben hat, die von erfahrenen Handwerkern hergestellt werden. Seit 2014 gibt es das Label jetzt.

Was zeichnet äthiopische Mode aus und wie beeinflusst Dich Dein Background?

Meine ersten Lebensjahre verbrachte ich in einem abgelegenen Teil der Provinz Wollo und dann in Addis Abeba, bevor ich im Alter von vier Jahren in ein Waisenhaus kam. Einige Jahre später wurde ich adoptiert und zog nach Amerika. Meine äthiopische Herkunft hat mich auf eine sehr dynamische Weise geprägt. Ich wurde ermutigt, meine amharischen Sprachkenntnisse beizubehalten und ich kehrte oft nach Äthiopien zurück. Man kann nicht seine prägendsten Jahre mit diesen Traditionen und Ausdruckformen verbringen und davon nicht beeinflusst werden. Die Muster und Formen, die die visuelle Wahrnehmung beeinflussen, sind hier reichhaltig und endlos und sie sind unweigerlich verknüpft mit den alltäglichen Rhythmen.

Gibt es viele Vorurteile gegenüber afrikanischer Mode?

Ich glaube gar nicht, dass die Menschen zwingend Vorurteile haben. Ich denke eher, dass ihre oft eingeschränkten Erfahrungshorizonte es ihnen nicht erlauben, afrikanische Kleidung und Accessoires als Handwerk und traditionelle Waren zu sehen. Sie wissen einfach nichts über die unglaubliche Welle an afrikanischen Designern, die so wunderbare Arbeit leisten und die Modewelt im Sturm erobern. Sie sind sich auch im Unklaren darüber, wie viel Leidenschaft und hohe Standards afrikanische Frauen haben, insbesondere wenn es um Mode geht.

Was ist Deine Brandphilosophie?

ZAAF wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, aus lokalen Ressourcen dynamische Möglichkeiten zu schaffen. Wir sind immer auf der Suche nach spannenden neuen Materialien. All unsere Materialien, zum Beispiel Leder und handgewobene Textilien, werden in Äthiopien von erfahrenen Kunsthandwerkern hergestellt. Jedes Teil bezieht seine Inspiration aus einer bestimmten Region: Farbe, Textur, Muster, alles wird sorgfältig ausgewählt und mit dem Leder zu einem diskreten Statement von Eleganz und Zweckmäßigkeit umgesetzt. Ich bin der Ansicht, dass echte wirtschaftliche Entwicklung dann stattfindet, wenn man Top-Produkte mittels kultureller, natürlicher und menschlicher Ressourcen herstellt und diese im globalen Markt anbietet.

Die Philosophie ist also ziemlich ehrgeizig: Wir wollen Standards in Sachen Innovation und Exzellenz setzen und zeigen, dass wir als Top-Fashion-Brand ganz vorne mitspielen können. Gleichzeitig arbeiten wir daran, die Wahrnehmung und Stereotype, die mit Äthiopien in einhergehen, mit einer top-notch Luxus-Brand zu konterkarieren.

Wie viele Verkaufspunkte hat ZAAF aktuell und gibt es das Label auch in Deutschland zu kaufen?

Wir haben mehrere Verkaufspunkte in den USA und Europa. Momentan sind wir noch nicht in Deutschland vertreten, wir sind aber bereit, zu liefern.

Woher kommen Eure Stoffe und wo lasst Ihr Eure Kollektionen produzieren?

Wir wählen unsere Leder sorgfältig aus, sie stammen allesamt aus der Region um Addis Abeba. Wir benutzen Schafs-, Ziegen- und Pull-up-Leder in höchster Qualität und Farben, die auffallen.

ZAAF ll 100% Ethiopian Leather

Ein von ZAAF® (@zaafcollection) gepostetes Foto am

Für unsere textilen Bestandteile beschäftigen wir Weber, die traditionelle Webstühle nutzen. Ich designe jedes Teil persönlich. Dabei verfolge ich eine bestimmte Design-Vision, in der jedes Stück eine bestimmte Form und Funktion erfüllt und einen bestimmten Platz in der Kollektion einnimmt. Ich lerne dabei immer Neues aus der vorangegangenen Kollektion und den Wünschen der Kunden. Bei der Gestaltung kombiniere ich freihändiges und computer-basiertes Design. Wenn das Design einmal steht, können die Handwerker ihre Kunstfertigkeit unter Beweis stellen.

Wo zeigt Ihr Eure Kollektionen?

Wir sind bei Messen vertreten und zeigen Modenschauen, außerdem veranstalten wir immer wieder Pop-Up-Events in verschiedenen US-amerikanischen Städten.

Wer ist Eure ideale Kundin?

Unsere Zielgruppe ist breit gefächert, aber wenn ich es festmachen soll, würde ich sagen: Young Professionals, die viel gereist sind und nicht mit dem zufrieden sind, was ihnen der Massenmarkt zu bieten hat. Unsere Kunden suchen nach etwas Besonderem, das anders, durchdacht, einzigartig und hochwertig ist.

Was ist Dein Ziel mit Deinem Label?

Wie ich bereits erwähnt habe, verfolge ich hehre Ziele mit dem Label. Wir wollen als führende Fashion-Brand angesehen werden und mit den weltweit größten Namen konkurrieren. Ich würde gerne dutzende Jobs kreieren, Fähigkeiten ausbauen und Standards anheben, um auch andere im äthiopischen Modebusiness damit anzufeuern. Ich hoffe, so auch die Brand Äthiopien positiv zu beeinflussen. Ich würde auch gerne sehen, wie afrikanische Mode ein besseres Angesehen bekommt, besser angenommen wird und sich dadurch neue Design- und Materialressourcen auftun.

Konkret würde ich gerne in den nächsten fünf Jahren die Produktionskapazitäten unseres Labels erhöhen und eigene Boutiquen in mindestens drei wichtigen urbanen Zentren der Welt betreiben. ZAAF hat den Menschen viel zu geben. Wir möchten diese Menschen überall auf der Welt finden und ein wachsendes Mode-Movement werden, das weltweit modebewusste Konsumenten zusammenbringt, die anspruchsvoll und verständig sind.

Sie wollen mehr afrikanische Modedesigner aus unserer Serie kennenlernen?

Klicken Sie hier für Teil 1 der African Fashion Serie: Studio1981
Klicken Sie hier für Teil 2 der African Fashion Serie: Susana Traça

Foto 1: Abai Schulze; Fotos 2-3 Zaaf Collection Images via Facebook

African Fashion
Beatrace Oola
Zaaf